Ein Meisterwerk der Bergbaugeschichte: Im Gegensatz zu anderen Fördertürmen wurde die Fördermaschine des Schachts 3 der ehemaligen Zeche ERIN genau über dem Schacht im oberen Bereich des Turms angebracht, weil der Standort nur wenig Platz bot. So verdankt der Turm seiner äußeren Form, die an einen Hammer erinnert, seinen einprägsamen Namen: Hammerkopfturm.
Lebensnotwendige Luft, Kumpels und Material
Für die von dem Iren William Thomas Mulvany 1866 gegründete Zeche ERIN wurde ab 1889 ein dritter Schacht im Stadtteil Schwerin abgeteuft: der so genannte ERIN Schacht 3, wie es heute noch an dem Ziegelbauwerk in großen weißen Lettern steht. Der Schacht befand sich knapp zwei Kilometer entfernt vom Hauptzechengelände. Kohlen wurden hier oben auf dem Berg allerdings nie gezogen. Nachdem der Schacht ursprünglich als reiner Wetterschacht geplant war, um den Luftaustausch im Bergwerk zu verbessern, wurde er später auch genutzt, um Kumpels oder Material zu befördern. So gelangten unzählige Bergleute in drei bis vier Schichten täglich zu ihren Arbeitsplätzen. Auch ein Teil der Ausbildung zum Bergmann erfolgte auf Schwerin für circa 60 Berglehrlinge, die hier jeden Morgen zu ihrer Schicht antraten.
Die Besonderheit: Integrierte Fördermaschine
Ursprünglich stand ein einfaches Stahlfördergerüst über dem Schacht 3. Dieses wurde jedoch im Jahr 1929 abgerissen und durch den heute noch erhaltenen Hammerkopfturm ersetzt. Tatsächlich wurde dieser Turm, der ursprünglich auf der Dortmunder Zeche „Tremonia“ stand, dort abgebaut und auf Schwerin wieder zusammengesetzt - ein frühes "Recyclingprodukt" von Stahlkonstruktion und elektrischer Fördermaschine. Von den drei erhaltenen Hammerkopftürmen in Westfalen ist der an der Bodelschwingher Straße das älteste erhaltene Beispiel dieser Bauart. Was ihn so besonders macht, ist seine einzigartige Anbringung der Fördermaschine oben im Turm. Eine kreative Lösung, um Bodenfläche zu sparen. Üblicherweise befand sich die Fördermaschine nämlich gesondert in einem Nebengebäude.
Elektrisch hinab bis auf 800 Meter Tiefe
Der Bau solcher Fördereinrichtungen war allerdings erst möglich, als Elektrofördermaschinen entwickelt wurden, die geringere Erschütterungen als Dampffördermaschinen erzeugten. Und eine gleichmäßige Beförderung brauchte es, um den Förderkorb sicher durch den Schacht in eine Tiefe von 800 Metern zu bringen. Im Hammerkopfturm gab es gleich zwei solcher leistungsstarken Elektromotoren, doch eine der beiden war nur zur Reserve gedacht. Ebenfalls wichtig für diese Förderturmart war die Erfindung der Treibscheibe, die etwa so groß wie ein Planschbecken war. Nach dieser wurde das Förderseil nicht mehr auf eine Trommel aufgewickelt, sondern über eine Treibscheibe geführt. Nur mit dieser ausgeklügelten Technik, die heute noch in Fahrstühlen zum Einsatz kommt, konnte die Fördermaschine im Turm integriert werden.
Der Kampf um den Erhalt des Meisterwerks
Als die Zeche Erin Ende 1983 den Betrieb einstellte, waren es der Erin-Förderturm-Verein e.V. und Klaus-Michael Lehmann, die für den Erhalt dieses technischen Meisterwerks kämpften. Mit Erfolg: Der Hammerkopfturm wurde im Februar 1988 zum Denkmal erklärt und unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes saniert und restauriert. Trotz Vandalismus in den ersten Jahren nach der Stilllegung ist die ursprüngliche maschinelle Ausrüstung weitestgehend erhalten.
Öffnung zu Besichtigungen
Heute lässt sich der Hammerkopfturm unter anderem zum Tag des offenen Denkmals begehen, aber auch über den Erin-Förderturm-Verein e.V. (www.erin-foerder-turm-verein.de) oder das Stadtarchiv lassen sich individuelle Begehungstermine vereinbaren. Doch schwindelfrei sollte man sein, wenn man den 38 Meter hohen Turm hinaufsteigt und den Ausblick vom schmalen umlaufenden Balkon genießt. Nachts lässt eine Lichtinstallation das Ziegelbauwerk in einem besonderen Licht erstrahlen