Wer im Neubaugebiet Königshufen eine alte Kirche entdeckt, vermutet darin wohl den Rest eines Dorfkerns, der den uniformierten Betonblöcken weichen musste. Aber die Plattenbauten waren schon gebaut und bewohnt, als sich die Deutsch-Ossiger Dorfkirche zu Ihnen gesellte.
In einem (fast) einmaligen Vorgang in der Geschichte der ehemaligen DDR entkam sie dem Dörfer und Landschaften fressenden Braunkohlenabbau und fand als Gemeindekirche in Königshufen einen neuen Platz. Der aus dem Straßenangerdorf der Neißeauen südlich der Stadt ins Neubaugebiet Görlitz-Nord übertragene Bau ist rein äußerlich eher unspektakulär und hätte einen solchen Aufwand kaum gerechtfertigt. Den Ausschlag gab das überaus wertvolle Interieur des 18. Jahrhunderts, besonders die Bildhauerarbeiten eines Caspar Gottlob von Rodewitz, aus dessen Werkstatt Kanzelaltar, Beichtstuhl, Taufengel und wichtige Details der weiteren Ausstattung stammen.
Eine hervorragende Leistung vollbrachten Restauratoren und Handwerker bei der Übertragung der prachtvollen Rokokomalerei der Gewölbe, beim Einbau der Logen, Emporen, der Orgel und des Kirchengestühls. Am 1. Juni, dem zweiten Pfingsttag 1998, 10 Jahre nach der Endwidmung in Deutsch-Ossig, konnte die Kirche in Görlitz-Königshufen einer evangelischen Gemeinde übergeben werden, die viele Jahre in einem ausgedienten Zirkuswagen ihre Heimstatt hatte.