Der Jugendstil-Bahnhof mit der großen Empfangshalle scheint heute wie aus einer anderen Zeit.
Nach einer Reihe von Versuchen verschiedener Eisenbahngesellschaften, die Region zwischen Breslau und Dresden mit einer Eisenbahn zu erschließen, kam es in einem Sächsisch-Preußischen Staatsvertrag zur Festlegung, Görlitz zum Knotenpunkt zwischen der Sächsisch-Schlesischen und der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn zu machen. 1845 wurde der Grundstein für einen ersten Bahnhof am südlichen Ende der Berliner Straße gelegt. Bereits zwei Jahre später wurde er eröffnet und Görlitz damit an das preußische wie sächsische Eisenbahnnetz angeschlossen. Dieses erste Bahnhofsgebäude war ein mehrgeschossiger Bau mit zwei ostwärts angebauten Türmen und stand inmitten der Gleisanlagen.
Nachdem in den Jahren danach auch die Schlesische Gebirgsbahn und die Berlin-Görlitzer Eisenbahn im Bahnhof mündeten, wurde das Empfangsgebäude zum ersten Mal erweitert und in der Fläche verdoppelt. Aber auch diese Erweiterung konnte den steigenden Anforderungen des Personen- und Güterverkehrs nicht lange genügen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entschied man sich für die Trennung beider Funktionen und es entstand 1906-1909 ein separater Güterbahnhof am Rand der Stadt in Schlauroth.
Das heutige Bahnhofsgebäude wurde in den Jahren 1913-1917 gebaut. Entworfen wurde es von Architekt Alexander Rüdell und Regierungsbaumeister Gotthard Eckert. Besonders beeindruckend ist die große Empfangshalle mit ihrem 13 Meter hohen Tonnengewölbe, welche von Norden und Süden durch jeweils 5 große Fenster belichtet wird. Die aktuelle Erscheinung dieses Raumes geht auf eine Sanierung im Jahr 1984 zurück. Damals wurde die Halle unter Denkmalschutz gestellt und in ihren Originalzustand zurückversetzt. Von den beiden ursprünglichen Wartesälen ist nur noch einer erlebbar. Er wird unter der Bezeichnung „Gleis 1“ für verschiedenste Kulturveranstaltungen genutzt.
Parallel zum Neubau des Bahnhofsgebäudes entstand östlich davon, in Richtung Jakobstraße ein neues Hauptpostamt, welches bis 1995 an dieser Stelle betrieben wurde. Lange Zeit hatte sich auch ein technisches Kuriosum erhalten. Dieses Hauptpostamt war mit dem Postgebäude am Postplatz mit einer druckluftbetriebenen Rohrpostanlage verbunden.
Dieser Punkt ist auch eine Station unseres Audioguides.
Vor dem Bahnhof befindet sich eine Elektroladesäule.