Der große Brand, der den Wohlstand der Meller Bürger auf Jahrzehnte vernichtete
Auf diesem Grundstück des damaligen Lehrers Christopher Storck brach am 10. Mai 1720 der Große Brand von Melle aus, verursacht vermutlich durch die Unvorsichtigkeit von Kinderhand. Innerhalb weniger Stunden wurden zwei Drittel von Melle in Schutt und Asche gelegt.
Tag des Brandes
Aus vorliegenden amtlichen Brandmeldungen des Fürstbistums Osnabrück geht hervor, dass der Brand am 10. Mai 1720 um halb eins mittags im Haus des Schulmeisters und Tuchmachers Johann Christopher Storck "auf dem Neuen Graben" ausbrach. Der Neue Graben war bereits um 1600 eine Handwerkerstraße, die fast ausschließlich von Tuchmachern bewohnt wurde. Laut Brandmeldung steht fest, dass nach etwa einer Viertelstunde der gesamte Neue Graben brannte und der daraus resultierende Wind zunehmend stärker wurde, sich mehrmals drehte und schob die Glut wie ein Lauffeuer voran. Eine geordnete Brandbekämpfung war unmöglich.
Aus dem amtlichen Bericht
"Durchlauchtigter Herzog, Gnädigter Fürst und Herr! Ew. königl. Hoheit berichten wir hiermit unterthänigst und in großer Wehmut, das dero in disem uns respektive gnädigst anbetraueten Ambt belegenes Wigbold Melle nach Gottes Vorhängnisse durch eine am 10. May daselbst entstandene große Feuersbrunst fast auf einmal zugrunde gerichtet und dadurch der mehrer Teil dortiger Einwohner in große Armut und Dürftigkeit geraten sein. ..... " Quelle: Der Große Brand von Melle von Maria Heilamann
Was war passiert
Das kinderlose Ehepaar Storck hatte zur Zeit des Brandes sechs Kinder in Pflege, Kinder, die man umherziehenden Sinti und Roma weggenommen hatte, in Zwangserziehung gab und zu „Christenmenschen" erziehen wollte. Zwei dieser Kinder, ein Junge und ein Mädchen, sollen Neulinge und schwer zu bändigen gewesen sein. Sie brieten am Brandtage mittags in einem Stallgebäude heimlich in einer Pfanne auf einem offenen Feuer Speck. Dabei soll ausgelassener Speck in Brand geraten sein, sollen die lodernden Flammen schnell das niedrige Strohdach erfasst und auch das Storcksche Wohnhaus in Brand gesetzt haben.
Die Auswirkungen des Brandes waren verheerend. In etwa drei Stunden sind beide Kirchen, das Rathaus, die Pfarr- und Schulhäuser, der Neue Graben, die gesamte Mühlenstraße mit dem Mühlentor, alle Häuser am Markt, die Grönenberger Straße mit der Grönenberger Pforte, die damalige Krügergasse (nördliches Ende der heutigen Plettenberger Straße) und alle Häuser auf dem Kirchhofe (heutiger Kohlbrink), den Flammen zum Opfer gefallen.
Die Zahl der Verletzten war hoch, vier Personen sind gar gestorben.
Mehr als 500 Personen waren obdachlos und „in größtes Elend und Dürftigkeit" geraten.
Etwa zehn Jahre dauerte der Wiederaufbau, zunächst wurden die Kirchen und die Privathäuser wieder aufgebaut. Erst im Jahre 1732 wurden die Stadttore und in den Jahren 1733/34 wurde ein „bescheidenes neues Rathaus" gebaut. Dieser „Große Brand" hatte den Wohlstand der Meller Bürger auf Jahrzehnte vernichtet.