Gespräch mit Schüler:innen über Anne Frank, die im Mai 1945 im KZ Bergen Belsen starb
Anne Franks Tagebuch gehört zu den meistgelesenen Büchern der Welt – ein bewegendes Zeugnis, das Leser:innen bis heute berührt. Doch wie wurden die privaten Aufzeichnungen eines jungen Mädchens zum weltbekannten Zeitdokument? Und was erzählen ihre Zeilen über das Leben im Versteck – und darüber hinaus? Der Literaturwissenschaftler Thomas Sparr gibt Einblicke in Anne Franks Leben, ihre Zeit im Hinterhaus und die Entstehungsgeschichte ihres Tagebuchs. Er erzählt von der Verbindung zur Familie van Pels aus Osnabrück und deren Sohn Peter, in den Anne sich heimlich verliebte. Außerdem spricht er über Formen der Erinnerungskultur und erklärt, warum Anne Franks Stimme bis heute nicht verstummt ist. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flohen 1933 die jüdischen Familien Frank aus Frankfurt und van Pels aus Osnabrück nach Amsterdam. Otto Frank gründete dort eine Firma. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nazis tauchten beide Familien 1942 im Hinterhaus der Prinsengracht unter. Zu ihrem 13. Geburtstag am 12. Juni 1942 erhielt Anne ein Poesiealbum, das sie als Tagebuch nutzte – als vertrauten Gesprächspartner und Ventil ihrer Gedanken, Ängste und Hoffnungen. Sie beschrieb das Leben im Versteck: acht Menschen auf engstem Raum, 761 Tage in ständiger Angst. Am 1. August 1944 schrieb Anne ihren letzten Eintrag. Drei Tage später wurde das Versteck entdeckt. Im Herbst wurde sie mit ihrer Schwester Margot nach Bergen-Belsen deportiert, wo beide vermutlich im Februar 1945 an Typhus starben. Anne Franks Tagebuch überlebte – dank treuer Freunde. Otto Frank, einziger Überlebender der Familie, veröffentlichte es 1947 erstmals in den Niederlanden. Drei Jahre später erschien die deutsche Übersetzung.
Anne Frank (1929–1945) war ein jüdisches Mädchen aus Frankfurt am Main, das sich während der NS-Zeit mit ihrer Familie in Amsterdam über zwei Jahre lang vor den Nazis versteckte. In dieser Zeit schrieb sie ihr weltberühmtes Tagebuch. Sie starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch wurde posthum veröffentlicht und gilt als eindringliches Zeugnis des Holocaust.
Thomas Sparr ist Autor, Literaturwissenschaftler und Editor-at-Large im Suhrkamp Verlag. Nach seinem Studium (Literaturwissenschaft und Philosophie) war er u. a. an der Hebräischen Universität Jerusalem, im Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Verlagen tätig. Als Autor publizierte er „Todesfuge. Biografie eines Gedichts“ (2020), „Hotel Budapest Berlin“ (2021), „Zauberberge“ (2024) In seinem Buch „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod. Die Biographie des Tagebuchs der Anne Frank“ (2023) erzählt Sparr fundiert und einfühlsam die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte von Anne Franks Tagebuch. Für seine Recherchen wertete er zahlreiche Archive aus und beleuchtet auch weniger bekannte Facetten von Annes Geschichte. So rückt die Osnabrücker Herkunft der Familie van Pels oder die zarte Beziehung zwischen Anne und Peter im Versteck in den Fokus.