Clus & Brunshausen

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Stadt Bad Gandersheim
Stadtbilder und Architektursplitter

Von der Königspfalz zum Kulturort: Kloster Brunshausen und Clus – Geschichte erleben mit Café, Hofladen und Kunstkreis

Brunshausen liegt an einer ehemaligen Heer- und Handelsstraße von Mainz bis zur Nordsee. Aufgrund dieser strategisch günstigen Lage errichteten die Liudolfinger – die Vorfahren der ottonischen Könige – hier um 840 einen dreiräumigen, repräsentativen Herrensitz. Noch heute sind etwa 100 Meter nordwestlich der früheren Klosterkirche Mauerreste aus dieser Zeit erhalten, darunter ein Putzstück mit Runeninschrift.

Das Kloster Brunshausen wurde bereits 852 gegründet und war die Keimzelle des späteren Stifts und der Stadt Gandersheim. Im späten 9. Jahrhundert entstanden dort eine Eigenkirche und die ersten Stiftsgebäude. Im Gegensatz dazu wurde das Benediktinerkloster Clus erst 1124 von der Äbtissin Agnes gegründet – im Zuge der cluniazensischen Reformbewegung.

Schon im 10. Jahrhundert empfing Gandersheim deutsche Könige und Kaiser. Die Weihe der Hallenkirche in Clus, einer romanischen Basilika, fand am 17. Juni 1127 statt. Eine Originalurkunde belegt eine Schenkung der Stiftsäbtissin an den ersten Konvent, der aus Mönchen aus Corvey bestand. Später kamen Güter in Dankelsheim, das Kloster Brunshausen und die Kapelle zu Opperhausen hinzu.

Im Jahr 1159 wurde nach weiteren Bauarbeiten die zweite Weihe durchgeführt. Mit einem Privileg von Papst Innozenz III. (1206) wurde das Kloster dem Einfluss des Bischofs von Hildesheim entzogen.

Im 13. Jahrhundert entwickelte sich Clus zu einem wirtschaftlich starken und reichsunmittelbaren Stift, das nur Papst und Kaiser unterstand. Die Kanonissen, meist adelige Damen, hatten nicht nur kirchliche, sondern auch weltliche Macht. Sie herrschten über Volk und dienstpflichtige Ritter, umgeben von einem eigenen Hofstaat.

Ende des 13. Jahrhunderts begann der Niedergang durch Einzel-Schenkungen zur Finanzierung des Konventunterhalts. Zwischen 1430 und 1439 wurde das Kloster reformiert: neue Ämter wie Prior, Prokurator, Kellerer und Cantor wurden eingeführt. Ziel war auch der Rückerwerb verlorener Güter und Zehnten. Die wirtschaftliche Stärke ermöglichte Clus, Kapitalien an Städte und Klöster zu verleihen.

1448 wurde Brunshausen der Bursfelder Kongregation angeschlossen. Diese forderte die Rückbesinnung auf die strengen Ordensregeln des heiligen Benedikt. 1452 erwarb Clus das Patronatsrecht an der St.-Laurentius-Kirche in Klein Freden.

Die Blütezeit von 1460 bis 1505 zeigte sich in der Erweiterung der Kirche, dem gotischen Chorneubau (1485) und der Ausstattung mit einem prachtvollen Hochaltar (1487) aus Lübeck. Dieser zeigt die Marienkrönung, Szenen aus Marias Leben sowie Apostelbüsten und Heiligenfiguren.

Mit der Einführung der Reformation 1568 durch den Herzog von Braunschweig-Lüneburg endete das klösterliche Leben in Clus. 1596 wurde ein evangelischer Abt als Verwalter eingesetzt, das Konventleben kam zum Erliegen.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde das Kloster geplündert. Ein wertvolles Evangeliar aus dem 10. Jahrhundert kam 1624 nach Helmstedt. Das Restitutionsedikt von 1629 führte zur vorübergehenden Rückkehr katholischer Nonnen.

Mit der Klosterordnung von 1655 entstand ein Schein-Konvent. Der Generalsuperintendent wurde „Abt von Clus“. Freiwerdende Stellen dienten zunehmend der Versorgung von Stiftsangehörigen, und es entstand eine Schule.

1695 gelang die Rückführung von Clus und Brunshausen an das Stift Gandersheim. Unter der Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen (1713–1726) wurde Clus in ein barockes Sommerschloss mit Schlosskapelle, Privaträumen und einem Barockgarten umgewandelt. Der Kaisersaal entstand zwischen 1726 und 1736.

Nach dem Tod der Äbtissin 1766 verfiel das Kloster. Die Kirche wurde 1793 profaniert und als Scheune, Schuppen und Reithalle genutzt. 1810 folgte die Säkularisation, das Kloster wurde Domäne im Besitz des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel.

1935 entstand auf dem Gelände ein Gestüt für Deutsche Classic-Ponys.

Während der NS-Zeit (1944/45) wurden Teile des Klosters Brunshausen als Pflegestätte für ausländische Kinder sowie als KZ-Außenlager des KZ Buchenwald genutzt. Dort arbeiteten Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsproduktion. Am 4. April 1945 wurden 40 Häftlinge von der SS erschossen. Heute erinnern ein authentischer Ort, ein Gedenkpfad, ein Holzkreuz und das Theaterstück „Der Schmerz“ von Marguerite Duras an die Opfer.

Nach dem Krieg wohnten über 150 Flüchtlinge in Brunshausen. 1955 ging das Kloster an die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig. Ab den 1980er Jahren wurde es zum Kulturzentrum und später Museum umgebaut.


Heute ist das Kloster Brunshausen nicht nur ein Ort der Erinnerung und Geschichte, sondern auch ein lebendiger Kultur- und Begegnungsort. Besucherinnen und Besucher können im gemütlichen Rosencafé mit Blick auf den barocken Garten regionale Spezialitäten genießen. Direkt nebenan lädt der Klosterhofladen mit handverlesenen Produkten aus der Region, Kräutern und Feinkost zum Stöbern ein. Der Kunstkreis Kloster Brunshausen präsentiert regelmäßig Wechselausstellungen mit zeitgenössischer Kunst, organisiert Workshops, Lesungen und fördert den kreativen Dialog inmitten historischer Mauern.

In Kombination mit dem Skulpturenweg, dem jährlichen Harzer Klostersommer und den Domfestspielen entsteht so ein einzigartiges Erlebnis aus Geschichte, Kultur und Genuss – mitten in der sanften Landschaft zwischen Harz und Leinetal.

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Ansprechpartner:

Herr Ortsvorsteher Clus A. Hanke
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Autor

Stadtmarketing Bad Gandersheim GmbH
Fronhof 1
D-37581 Bad Gandersheim

Organisation

Stadtmarketing Bad Gandersheim GmbH

Quelle: Stadtmarketing Bad Gandersheim GmbH destination.one

Organisation: Stadtmarketing Bad Gandersheim GmbH

Zuletzt geändert am 02.05.2025

ID: p_100260288