Beim Bahnhof Wilderswil überquert man die Gleise der Berner Oberland-Bahn sowie der Schynige Platte-Bahn und gelangt an schmucken Holzhäusern vorbei zur Lütschine. Die alte Holzbrücke, die sich über den Fluss spannt, verfügt über ein modernes «Innenleben»: Bei drohender Hochwassergefahr lässt sie sich hydraulisch innert weniger Minuten um mehr als einen Meter anheben. Die Abflusskapazität der Lütschine steigt dadurch um die Hälfte. Auf dem gegenüberliegenden Ufer befinden sich mehrere historische Bauwerke, die mit der Holzbrücke zusammen ein malerisches Ensemble bilden: Die prachtvolle Kirche, die ein geräumiges romanisches Schiff und bedeutende Wandmalereien enthält, wird vom herrschaftlichen Pfarrhaus und vom stattlichen Gasthof Steinbock flankiert. Der Weg führt nun in sanftem Anstieg auf dem Strässchen ins Dorf Gsteigwiler. Nach der Durchquerung des Siedlungsgebietes verläuft die Route auf einem breiten Kiesweg abwechslungsweise durch Wald und über Wiesen. In leichtem Auf und Ab geht es taleinwärts. Unterwegs zeigen sich schöne Ausblicke in den Talgrund. Bei warmem Wetter huschen etliche Eidechsen über die Trockensteinmauern, die den Weg säumen. Gelegentlich rauscht elegant eine der blau-gelben Eisenbahn-Kompositionen der Berner Oberland-Bahn über das nahe Trassee. Über Faltschen geht es weiter nach Ried. Auf der gegenüberliegenden Talseite befindet sich das Auengebiet Chappelistutz, das beim Ausbau der Bahnstrecke eine wertvolle ökologische Aufwertung erfuhr. Zweilütschinen, das Ziel der Wanderung, liegt bereits in Sichtweite. Hier fliessen die Schwarze und die Weisse Lütschine zusammen. Die beiden Flüsse weisen aufgrund des jeweiligen Geschiebes markante Unterschiede im Farbton auf: Während der Arm aus dem Lauterbrunnertal hell glänzt, schimmert jener aus dem Tal von Grindelwald deutlich dunkler.