Legendäre Kirmes

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Gemeinde Hagen a.T.W.
Historische Bauwerke Audioguide

Die Hagener Kirmes und der ,,Ferkelmarkt“

Das Wort ,,Kirmes" ist eine Verkürzung des Ausdrucks ,,Kirchmesse".
Solche Kirchmessen wurden als Messen schon in sehr früher Zeit an den
Jahrestagen der Kirchweihe einer Kirche abgehalten, wobei die Kirchweihe
in der Regel auf den Tag des Kirchenpatrons gelegt wurde, in Hagen also auf St. Martin (11. November). Aus Anlass einer solchen Kirchmesse wurde in Deutschland nachweislich schon im 9. Jahrhundert nach Abhaltung des Gottesdienstes ein jährliches Fest gefeiert, auf dem gesungen, getanzt und getrunken wurde.                                                                               Namentlich in den Städten lief bei solcher Gelegenheit viel Volk zusammen, sodass schon bald fahrende Händler, Handwerker und Kaufleute eine günstige Gelegenheit zur Anknüpfung von Geschäftsbeziehungen und zum Verkauf ihrer Waren sahen. Diese merkantile, also geschäftsmäßige Funktion der Kirchmesse wurde schon bald einem staatlichen Reglement unterworfen, denn die Abhaltung eines an die Kirchmesse angeschlossenen Marktes wurde von der Erteilung eines Marktprivileges abhängig gemacht. Osnabrück hat wohl schon im 10. Jahrhundert, nachweislich jedoch 1002 n. Chr. ein solches Privileg besessen. Ob und wann den einzelnen Landgemeinden neben der üblichen Kirmes auch das Privileg zur Abhaltung eines ,,Marktes" erteilt worden ist, kann oftmals nicht genau gesagt werden. Es steht jedoch fest, dass mit der Einführung der Reformation im Hochstift Osnabrück durch den evangelischen Reformator Hermann Bonnus im Jahre 1543 die Kirchmessen und Jahrmärkte möglichst in die Zeit um Michaelis (29. September) verlegt und zusammengefasst worden sind, sodass die Vermutung naheliegt, dass diejenigen Kirchmessen und Jahrmärkte, die auch heute noch um Michaelis abgehalten werden, schon damals bestanden haben, also auch die Hagener Kirmes (in ihrer Funktion als Kirchweihfest!), die bekanntlich noch heute auf den ersten Montag nach Michaelis fällt.
 
Am 24. Juli 1615 wird dann der Gemeinde Hagen die Erlaubnis zur Abhaltung eines Viehmarktes erteilt, quasi die Geburtsstunde des jetzigen traditionellen ,,Fiärkelmarktes". Die Bewilligung eines Viehmarktes sollte wohl die desolaten Einkommensverhältnisse der Hagener Bauern und Handwerker nach den dauernden Raubzügen und Plünderungen im Spanisch-Niederländischen Krieg verbessern helfen.
 
Das Kirchspiel Hagen war damit nach Glandorf, Iburg und Dissen der vierte Ort im alten Amt Iburg, an dem nicht nur eine Kirmes, sondern ein freier Vieh- und Krammarkt abgehalten werden durfte. Marktfahne, Auftrommeln und das sogenannte ,,Zollbrett" waren äußere Zeichen des Marktprivilegs. Die Fußknechte des Amtes Iburg vom Schloß sorgten für Ruhe und Ordnung und nahmen die Zollgelder ein, die selten höher waren als die Ausgaben für die Verpflegung der Amtsleute selbst, also kaum eine direkte Einnahmequelle für den Bischof darstellten.
 
 
Der Marktplatz:
In dem Bewilligungsschreiben vom 24. Juli 1615 heißt es, der Viehmarkt dürfe ,,am Dorffe Hagen" gehalten werden. Um 1810 herum wird in einem Rechtsstreit erwähnt, dass zwar ,,der gewöhnliche Marktplatz im Esche" zwischen Hagen und Altenhagen liege, dennoch aber viele Kramhändler ihre Waren an der Straße, die ins Dorf führt und im Dorf selbst ausbreiteten, ,,wo der eigentliche Marktplatz nicht ist"; der eigentliche Marktplatz war nur der abgesteckte und mit einem Band umspannte Bezirk, auf den sich die erteilten Marktprivilegien bezogen. Am 2. Oktober 1879 wird über den Marktplatz in Hagen berichtet, dass an den Kirchmess- und Markttagen in Hagen (im Dorf) gewöhnlich für große Schaubuden kein Platz ist und dadurch öfters Streit entsteht. Die Hagener Gemeinde, welche mehrere Morgen Ackerland, sog. „Marktland" besitzt, auf welchem im Herbst der Viehmarkt abgehalten wird, ist aber geeignet, große Schaubuden
da selbst aufzustellen, ohne dass dadurch der Viehmarkt beengt wird. Es wird wohl der auch heute noch übliche Platz des Viehmarktes sein, d. h. die Einmündung des Mühlenweges in die Hüttenstraße.
 
Die Trommler:
Aus den Kirchenrechnungen des Jahres 1614 erfahren wir, dass eine Trommel angeschafft wurde: ,,Führ eine Trummen tho behoeff des Kerspels gegeben: 1 Thaler,2 Schillinge." 1676 wurde,,behuff des Kirspelß Hagen eine neuwe Trommellen" für 1 Thaler, 10 Schillinge und 6 Denar gekauft ".
 
Im Jahre 1787 werden zwei Trommler erwähnt - je einer in der Obermark und der Niedermark (dort an die Hofstelle des Meyer zu Gellenbeck gebunden) -, die u. a. am Markttage auftrommeln. Irgendwann danach muss wohl deren Anzahl auf die jetzige Zahl von fünf Trommlern erhöht worden sein, wobei je Bauerschaft ein Trommler am Markttage erschien. Die Tatsache, dass es trotz der sechs Bauerschaften nur fünf Trommler gibt, hat seine Ursache darin, dass für die Bauerschaft Altenhagen der Halberbe Niehenke die  Marktfahne zu tragen hatte. Es trommeln demnach für die Bauerschaft Natrup der Meyer zu Natrup, für Gellenbeck der Meyer zu Gellenbeck, für Sudenfeld ursprünglich der Bauer
Gretzmann (hat diesen Dienst an seinen Mieter abgegeben), für Mentrup der Halberbe Hoffmann und für Beckerode und das Dorf Hagen ursprünglich der Schulte to Brinke, heute aber Hartmeyer (Hestermeyer).
 
Die Marktfahne:
Seit alters her wird eine Fahne als äußeres Zeichen des Marktprivilegs zusammen mit dem sogenannten ,,Zollbrett" am Marktplatz ausgehängt worden sein. Schon bei der Erteilung des Marktprivilegs für die Fürstenauer Septemberkirmes am 9.2.1495 wurde allen Besuchern des Marktes landesfürstlicher Schutz mit freiem Geleit zugesichert, „dewile de Vredevane utgestecket is". Im Jahre 1717 erhielt denn auch Hagen, wie auch zwölf andere Kirchspiele, eine neue Kirchspielfahne. Diese Fahne kostete 19 Taler 26 Mariengroschen. Das Landeswappen war auf der einen, der Kirchenpatron St. Martinus auf der anderen Seite mit Farbe auf rotem Bast gemalt. Eine solche Kirchspielfahne war natürlich stolzes Symbol der ganzen Gemeinde; ihre Beleidigung gab Anlass zu strafrechtlicher Verfolgung. So wird z. B. im Jahre 1724 ,,exofficio" geklagt, dass ein Auswärtiger gesagt hätte, ,,die Hagische hetten keine ehrliche Fahne". 1729 wurde
erneut eine Fahne angeschafft, diesmal aus blauem Bast. Die Kosten für die erforderlichen acht Ellen Bast und die Malerei beliefen sich auf 18 Taler, 30 Groschen.
 
Die jetzige Marktfahne stammt aus dem Jahre 1975.Ihre Anschaffung war notwendig geworden, weil Wind und Wetter die Vorgängerin zerschlissen hatten. Diese alte Marktfahne, die bis zu diesem Jahr dem Zug der Auftrommler vorangetragen wurde, stammt nach Aussagen alter Leute aus dem Jahre 1848, obwohl auf ihr die Jahreszahl 1851 vermerkt ist. Es soll dies die Fahne gewesen sein, die bei der ,,Revolution von 1848" von der Belegschaft
der Beckeroder Eisenhütte dem Zug der Arbeiter ins Dorf unter der Devise ,,Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" vorangetragen worden war. Sie wird heute im ehemaligem Pfarrhaus aufbewahrt und zeigt auf der einen Seite das weiße Niedersachsenroß auf rotem Brokat, auf der anderen Seite eine Krone, die Initialen CEA sowie die eichenlaubumkränzte
Jahreszahl 1851.

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Quelle: Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH destination.one

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Zuletzt geändert am 26.04.2025

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