Zweiter großer Dorfbrand
Der Gibbenhof zählte zu den allerersten Höfen im Dorf Hagen. Im 19. Jahrhundert bestand er aus riesigem Fachwerkhaus mit Scheunen, Brauerei und vielem mehr. Am 17. August 1892 kam es zum zweiten großen Brand von Hagen, als der 5-Jährige Sohn von Gibbenhofs (damals Familie Herkenhoff) mit Streichholz und dem Rest einer Zigarre von seinem Opa auf dem Heuboden in der Scheune experimentierte. Er versuchte den Zigarrenrest anzuzünden. Dabei brach ihm das Streichholz ab. Dieses fiel ins Heu und entzündete es sofort. In rasant kurzer Zeit stürzte der Dachstuhl der Scheune durch das Feuer ein, wodurch sich das Haupthaus, welches direkt danebenstand, entzündete. Inzwischen wurde auch schon die Glocke geläutet und die Feuerspritze geholt. Deren Stoffleitungen waren aber so porös, dass sie unbrauchbar war. Also wurde versucht, mit einer Eimerkette vom Dorfbrunnen aus zu löschen. Auch dies mit nur mäßigem Erfolg, da die meisten Helfer eher darauf aus waren, die Unmengen an Schnapsvorräten, die im Keller gelagert wurden, zu retten. Als dieser Vorrat schließlich doch explodierte, stürzte das Haus zusammen, entfachte ein weiteres Nebengebäude sowie das Haus nebenan (die alte Schlachterei Konersmann, heute Jahnstraße 4).
In dieser Not hatte man die Leitung der Georgsmarienhütte gebeten, alle Hagener Belegschaftsmitarbeiter zur Hilfe ins brennende Dorf zu entlassen. Dieser Bitte wurde sofort nachgegangen und auch aus den Nachbarorten kamen Feuerwehren den Hagenern zur Hilfe. Dennoch wurden ganze 18 Häuser wurden zerstört. Alles rauchte sogar noch acht Tage nach dem Brand, sodass die Leute Nachtwache halten mussten, um ein erneutes Entfachen zu verhindern.
Es wird erzählt, dass die pfiffigen Hagener, als sie sich vor diesem Berg an Trümmern wiederfanden, das Gerücht verbreiteten, es wären im Haus ganze 1000 Taler in Gold versteckt gewesen. Daraufhin sollen die Leute aus Iburg, Glane, Bad Laer usw. mit Forken und Haken gekommen sein, um den ganzen Schutt auseinanderzuziehen in der Hoffnung, den Schatz zu bergen. Gold wurde natürlich nicht gefunden, aber die Hagener mussten somit nicht mehr die kokelnden Reste des Hauses selbst auseinander harken.
Nach dem Brand wurde das Gebäude neu erbaut. Es beherbergte lange die Gaststätte Herkenhoff und befindet sich an der Iburger Straße direkt gegenüber des ehemaligen Hotels Kriege. Auch viele andere Häuser wurden neu aufgebaut. Doch anstelle von Fachwerkhäusern entstanden massive, steinerne Wohn- und Geschäftsgebäude, die zu der damaligen Zeit sehr modern waren. So kam es zu dieser Zeit in Hagen zur ersten Ortskernsanierung.
Obwohl der Brand nach Anzahl der verbrannten Gebäude nahezu die Ausmaße des ersten großen Brandes erreichte, wirkte er dennoch nicht so einschneidend, da diesmal öffentliche Gebäude, wie zum Beispiel die Kirche, verschont blieben.