Von Pfarrern, Pötten und Näppkes

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Gemeinde Hagen a.T.W.
Historische Bauwerke Audioguide

Zur Geschichte des Alten Pfarrhauses und des Töpferhandwerks.

Zum Gebäude 
Nach einem Erlass von Karl dem Großen sollten jeder neugegründeten Pfarrkirche drei Bauernhöfe als Ausstattung hinzugegeben werden, um die materielle Versorgung des Priesters sicherzustellen. Zwei Höfe mussten dem Priester Abgaben liefern, den anderen sollte er selbst bewohnen und bewirtschaften. Auch in Hagen ging man diesem Erlass nach. Die Höfe Wortmann in der Bauerschaft Mentrup und Püning in Beckerode (heute Stock) wurden in die Abhängigkeit des Pfarrers gestellt. Zudem wurde ihm ein Hof zur eigenen Nutzung überlassen. Dieser Pfarrhof lag ursprünglich direkt südlich der Kirche.

Erst durch einen Grundstückstausch im Jahre 1341 scheint der Pfarrhof an seine jetzige Stelle verlegt worden zu sein. Dass der damalige Pfarrer Arnoldus die­ser Verlegung an den Rand des feuchten und sumpfigen Maschbrooks zustimmte, mag seine Ursache darin gehabt haben, dass die Pfarrer jener Zeit zumeist in Osnabrück wohnten und an guten Wohnverhältnissen in Hagen kein Interesse hatten. Wahrscheinlich diente dies Haus den „Vicecuraten" (= Hilfspriestern), die hier den Gottesdienst versahen, mehr schlecht als recht als Behausung, denn 1560 beschwert sich Hermann Kruse, der erste wieder ständig in Hagen wohnende Pfarrer, die Vicecuraten hätten den ganzen Hof vernachlässigt; das Haus sei verfallen und die Hofstelle liege ,,zaunlos'' dar, so dass das Vieh einbrechen könne.

Man wird davon ausgehen dürfen, das schon bald ein neues Pfarrhaus gebaut worden ist. Es diente bis 1590 Hermann Kruse, danach seinem Sohn und Nach­folger im Amt des Pfarrers, Konrad Kruse als Wohnung. Als Konrad Kruse nach 36-jähriger Tätigkeit mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges 1626 in Hagen starb, stand das Pfarrhaus zunächst leer. Da es im schlechten Zustand war, ließ der neue Pastor Theodorus Mauritius Buschmann das alte Pfarrhaus 1631 niederreißen und ein neues bauen. Dies bestand aus einem Fachwerkteil im östlichen, und einem steinernen Teil, dem sogenannten ,,Steinwerk" im westlichen Teil. Zur Haushebung wurde trotz aller Kriegsunbill nicht gerade ärmlich gefei­ert. „Ein feistes Rindt,... dröges Fleisch, Speckes, Mettwürste" und Bier wurden verzehrt. Als Mauritius 1633 von den Schweden vertrieben wurde, setzten die evangelischen Pfarrer Dr. Johannes Falconius und Albertus Rodemeister den Hausbau fort und vollendeten ihn.

Dieses Pfarrhaus wurde dann am 12.4.1723, dem Tag des großen Brandes in Hagen, größtenteils ein Raub der Flammen. Lediglich ein Teil des ,,Steinwerks" blieb stehen. Noch im Sommer 1723 wurde für 765 Taler ein neues Pfarrhaus errichtet, welches wie der Vorgängerbau im westlichen Teil aus Stein, im östlichen und der Kirche zugewandten Teil aus Fachwerk bestand. Dieser Bau steht, was den Fachwerkteil anbelangt, in seiner Grundsubstanz noch heute. Seine lateinische Giebelinschrift lautet unter Bezugnahme auf den großen Brand von Hagen (deutsche Übersetzung):

„In diesem Jahre, am 4. des Monats August, erhebe ich mich aus der Asche. Heiliger Martinus, bewahre dieses Haus, das unter deinem Schutz entstanden ist."

Die rot gehaltenen Großbuchstaben der Inschrift ergeben, als lateinische Ziffern addiert, zweimal die Jahreszahl ,,1723". Diese „versteckte“ Angabe von Jahreszahlen nennt man Chronostikon und war eine Mode der damaligen Zeit. Die im linken Torbalken eingravierten Initialen ,,M.C.W." stehen für den Hagener Zimmermann, ,,Meister Claus Witte", den Baumeister.

Nach 1723 sind bauliche Veränderungen nachweislich 1819 am steinernen, westlichen Teil des Pfarrhauses vorgenommen worden. Wohnstube und Schlafkammer waren „so versunken und überhaupt so niedrig, enge und feucht", dass eine Verbesserung und Erweiterung unumgänglich notwendig war. Seit 1819 sind größere Veränderungen am Pfarrhaus nicht mehr vorgenommen worden, sodass wir noch heute in etwa den Bauzustand dieses Jahres vorfinden.

Erst mit dem Neubau des Pfarrhauses 1981/82 südwestlich der neuen Kirche verlor das alte Pfarrhaus seine ursprüngliche Funktion. Nach einer Modernisierung im Jahre 1985 wird das Gebäude nun als Bücherei, Trauzimmer und Begegnungsstätte sowie als Töpfereimuseum genutzt.
 
Zur Töpfereigeschichte
Wenn Sie mit Nachnamen Pötter oder Pöttker heißen, könnte es durchaus sein, dass Ihre Vorfahren im westfälischen Raum, eventuell sogar hier direkt in Hagen, dem Töpferhandwerk nachgingen. Die Region um Osnabrück ist eine der traditionsreichsten Töpferlandschaften in Deutschland. Von Beginn des 16. Jahrhunderts bis heute lassen sich in Hagen 20 Töpfereien nachweisen. Das liegt vor allem daran, dass der natürliche Rohstoff durch die günstige Geologie des Osnabrücker Landes vor Ort vielfach vorhanden war. Auch in Hagen ist die Existenz von Töpfereien schon seit dem Mittelalter belegt. Sie bekamen ihr Material aus dem Goldbach, dessen Ton- und Schiefertonschichten besonders geeignet sind, da sie frei von sandigen und kalkigen Beimischungen sind. Um an das Material zu kommen, gruben die Töpfer große Löcher in die Äcker der im Tal ansässigen Bauern. Auch heute noch legen überlieferte Beschwerden der Bauern vor, dass ihre Tiere in die Löcher stürzten und so zu Tode kamen.

Dass der Ton hier so reichlich vorkommt, war für die Menschen, die ansonsten fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebten, ein Glücksfall, da er die Möglichkeit eines Zusatzverdienstes bot, wenn nicht sogar der Entwicklung einer einträglichen Profession. So ist nachweisbar, dass die Höfe, auf denen das Töpferhandwerk betrieben wurde, selbst die schlechten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges einigermaßen glimpflich überstanden. Später konnte der Absatzmarkt für die hiesigen Töpfererzeugnisse noch erweitert werden, denn die „Kiepenkerle“, mobile Händler mit einer Kiepe, einem großen Korb auf dem Rücken, brachten die Ware in die zahlungskräftige Stadt, nach Osnabrück oder Münster.

Zeugnisse der alten Töpfertradition sind hier in Hagen im Obergeschoss des alten Pfarrhauses im Töpfereimuseum zu bewundern. In einem Teil der Sammlung werden viele ausgewählte Stücke präsentiert, die in den letzten Jahren durch Ankauf oder Schenkung erworben wurden. Der andere Teil der Sammlung präsentiert archäologische Funde aus dem 16. bis zum 20. Jahrhundert. Sie stammen aus einer groß angelegten Ausgrabungskampagne auf dem Areal dreier alter Hagener Töpfereien. Diese Sammlung zählt zu einer der bestbestückten und größten ihrer Art in ganz Nordwestdeutschland.

Heute spielt das Töpferhandwerk in Hagen keine große Rolle mehr. Die Werkstatt der letzten Hagener Töpferei Hehemann, die 1949 schloss, ist erhalten geblieben. Sie steht heute im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold und kann dort besichtigt werden. Aktiv ist noch die Töpferei Niehenke auf der Grenze zwischen Hagen und Hasbergen.

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Quelle: Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH destination.one

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Zuletzt geändert am 20.05.2025

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