Die Geschichte der Beckerorder Eisenhütte.
Kampf der Gewerke
Das Gasthaus Beckmann hat eine lange Tradition. Früher hieß die Kneipe Kniepmeyer. Das Wort Kniepe bedeutet im alten Plattdeutschen Kneipe. Kniepmeyer war die Stammkneipe der Eisenhüttenarbeiter. 1839 ging der erste Hochofen in Nordwestdeutschland in Betrieb – hier in Hagen a.T.W am heutigen Platz Beckerode in der Nähe des Freibades. Die Arbeiter waren allesamt Auswärtige, da kein Hagener dieses Handwerk beherrschte. Meist waren es lutheranisch Gläubige aus dem Sauerland, der Eiffel oder dem Hunsrück. Aufgrund ihres Glaubens war Streit mit den katholischen Einheimischen vorprogrammiert. Oft kam es zu deftigen Massenschlägereien.
Direkt gegenüber liegt die heutige Polsterei Rottmann in der Dorfstraße 10. Das Haus wurde 1501 erstmals erwähnt als Brauerei „Anna unter der Linde“. Direkt daneben, wo sich heute die Rückseite der Kirche befindet, stand ganz früher die Dorflinde. Hier wurden Besprechungen abgehalten und Neuigkeiten kundgetan. Erst mit dem letzten Kirchenanbau im 19. Jhd. verschwand der Platz mit der Linde.
Das Gasthaus Beckmann brannte1866 ab und wurde daraufhin mit Bruchsteinen neu aufgebaut. Die gegenüberliegende Kneipe hatte bis 1869 Bestand und war zuletzt Stammkneipe der Nagelschmiede rund um Abraham Enselmann. Diese Schmiede waren die beliebteste Gegnergruppe bei den oben erwähnten Schlägereien mit den Eisenhüttenarbeitern, da beide Gewerke um ihre Bedeutsamkeit für den Ort konkurrierten. Nach entsprechendem Alkoholgenuss kam es bei Kneipenschluss regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen. Es wird berichtet, dass man mit Stangen und Stöcken auf einander einschlug. Regelmäßig bemühte sich der Untervogt Krösche um Streitschlichtung, was meist nicht funktionierte. Deshalb schickte er den Hagener Nachtwächter nach Iburg, um den Fußgendarmen Banse zu holen. Dieser Weg war sehr weit und dauerte eine Stunde nach Iburg und dann wieder eine Stunde zurück, somit ging die Prügelei noch zwei Stunden weiter.
Zur Geschichte der Beckeroder Eisenhütte
1836 begann Johann-Karl Forster, der Sohn eines Wachsbleichers, in Beckerode Grundstücke anzukaufen und 1837 die ersten Fundamentgräben auszuheben, um eine Eisenhütte zu bauen. Die Grundstücke lagen genau am Goldbach, der zum Antrieb der Wasserräder für das Gebläse des Hochofens dienen sollte.
Da der Boden hauptsächlich aus Fließsand bestand, erwies sich der Bau der Hütte recht schnell als unrentabel. Der halbfertige Bau wurde dann an den Postmeister Meier aus Bohmte verkauft. Dieser engagierte einen Eisenhütten Fachmann und stellte mit dessen Hilfe den Bau fertig. Am 19. Oktober 1839 wurde der erste Hochofen angeblasen, dieser war der erste in ganz Nordwestdeutschland.
Bereits 1856 wurde die Eisenhütte weiter an den Georgsmarienhütten Bergwerks und Hütten Verein verkauft. Dieser hatte sich neu gegründet, mit dem Ziel, ein riesiges neues Hüttenwerk bauen zu wollen. Strategisch lag die Georgsmarienhütte perfekt zwischen den Kohle- und Erzlagern der Umgebung. Das Erz kam aus dem Hüggel und die Kohle aus Borgloh und Oesede. Hagen lag zu weit westlich, was die Produktion langfristig unwirtschaftlich machte. Somit wurde die Eisenhütte in Hagen komplett ausgeschlachtet und 1863 war es dann endgültig mit der Eisenverhüttung in Hagen vorbei.