Frühes Schulleben in Hagen a.T.W.

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Gemeinde Hagen a.T.W.
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Schulleben im historischen Hagen a.T.W.

Die sächsisch-germanische Urbevölkerung Nordwestdeutschlands konnte weder lesen noch schreiben. Nur wenige Auserwählte benutzten Runen für kultische Zwecke. Erst mit der Eroberung des Sachsenlandes durch die Franken und der damit einhergehenden Christianisierung entstand eine Art Schulsystem, bei dem Kirchen und Klöster als Schulen fungierten und insbesondere den sächsischen Adel in der Kunst des Lesens und Schreibens unterrichtete.

Eine allererste dokumentierte Beschulung fand im Gebäude der heutigen Dorfstraße 2a statt – dem damaligen Wohnhaus des Küsters. Dieser unterrichtete die im 17. Jahrhundert in Hagen lebenden Kindern mehr schlecht als recht in seinen engen Privaträumen. Dementsprechend waren die räumlichen Bedingungen im Küsterhaus kaum tragbar.

So entstand zwischen 1663 und 1670 an der Stelle, wo sich heute die Treppe von der Iburger Straße hinauf zur Ehemaligen Kirche St. Martinus befindet, die erste Kirchspielschule. Die damalige Nachbarschaft bestand aus dem Schuppen für die Feuerspritze, dem Beinhaus am Friedhof und einer Arrestzelle für Trunkenbolde.

Auch dieses Schulgebäude war mit ca. 55 m² immer noch winzig. 1672 entstand eine erste Schulordnung, 1693 die erste allgemeine Schulpflicht. In der Theorie bestand damals Schulpflicht für rund 250 Kinder. Ob diese Schulpflicht wirklich durchgesetzt wurde, ist eher unwahrscheinlich. Dem großen Brand von Hagen in Jahr 1723 fiel auch das Schulgebäude zum Opfer.

Der äußerst schlicht gehaltene Neubau von 1723 war bereits 1746 wieder baufällig und wurde 1747 ersetzt. Dieses Fachwerkschulgebäude diente dann bis 1808 als Schule und Wohnung des Schullehrers. Bereits 1802 entwickelte sich die Platzsituation in der Schule durch steigende Schülerzahlen zunehmend katastrophal. Ein Erweiterungs- oder Neubau gestaltete sich jedoch schwierig, da zur gleichen Zeit auch in der Niedermark über einen Um- oder Neubau des dortigen Schulgebäudes verhandelt wurde. Nach jahrelangem Streit wurde letztendlich im Dezember 1807 von allen Kirchprovisoren sowie den Ortsvorständen einstimmig beschlossen, sowohl die Schule im Dorf Hagen als auch die Schule in der Niederberger Mark auf gemeinschaftliche Kosten neu zu bauen. Zunächst wurde aus Kostengründen für die Niedermark ein Holzbau vorgesehen. Anfang 1808 entschied die zuständige Amtsregierung jedoch den Bau von zwei massiven Schulgebäuden aus Stein.

Im Jahre 1808 wurde somit im Dorf Hagen an alter Stelle westlich des Kirchturmes ein neues Schulgebäude errichtet. Im Jahre 1809 wurde in der Niedermark dann ein fast identisches Schulgebäude gegenüber des Hofes Westenberg erbaut. Ab dann hat die schulische Entwicklung in der Obermark und der Niedermark eine jeweils weitestgehend eigenständige Entwicklung genommen.

In der Obermark wurde wegen steigender Schülerzahlen schon Mitte der 1820er Jahre ein Neubau einer Schule diskutiert. Man entschied sich jedoch, dieses Problem durch einen getrennt-geschlechtlichen Unterricht zu lösen, indem man im Jahre 1827 an der heutigen Jahnstraße eine sogenannte ,,Töchterschule" baute und die 1808 entstandene Dorfschule fortan als sogenannte ,,Knabenschule" nutzte. Da man jedoch bei deren Bau im Jahre 1808 wegen des ebenfalls unmittelbar bevorstehenden Baues der Niedermärker Schule an Geld und Material gespart hatte, war das Schulgebäude von 1808 so elend geraten, dass es im Jahre 1868 abgerissen wurde, nachdem die Kirchspielgemeinde an der Nordwestecke des damaligen Kirchhofes, nämlich dort, wo heute das Rathaus der Gemeinde steht, ein neues, massives Schulgebäude errichtet hatte.

Als auch diese räumlichen Kapazitäten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr ausreichten, wurde zunächst im Jahre 1902 in der Gemeinde Mentrup eine eigene Schule gegründet, in welcher in den Anfangsjahren bis zu 115 Schüler unterrichtet wurden. Diese Schule in Mentrup, die bis 1973 bestand, führte jedoch nur zu einer kurzfristigen Entlastung der Volksschule im Dorf Hagen. Angesichts ständig steigender Schülerzahlen wurde sehr bald deutlich, dass die alten Schulgebäude, also die ,,Töchterschule" von 1827 und die ,,Knabenschule" von 1868 auf Dauer den räumlichen Anforderungen an eine moderne Volksschule nicht gewachsen sein würden. Eine Lösung dieses Problems stieß jedoch auf Schwierigkeiten, da es seinerzeit in der Samtgemeinde Hagen nur einen Gesamtschulverband gab, der sowohl die Obermark auch die Niedermark umfasste. Da die Niedermärker signalisierten, an einem größeren Schulneubau im Dorf Hagen nicht interessiert zu sein, drohte das Projekt zu scheitern. Erst nach einer verwaltungstechnischen Teilung erfolgte dann in den Jahren 1910/11 im Dorf Hagen nördlich der heutigen Schulstraße auf einem ehemals zum Pfarrhof gehörigen Grundstück der völlige Neubau einer Schule mit separater Turnhalle und eigenem Wohnhaus für die Lehrerinnen; die bis dahin bestehende ,,Töchterschule" wurde geschlossen. In den Jahren 1910/11 erhielt das Dorf Hagen somit ein modernes Schulzentrum, welches für die damalige Zeit vorbildhaft war. Mit einem größeren Anbau in den Jahren 1961 bis 1964 erhielt dieses Schulzentrum, in dem sich heute noch die Grundschule St. Martin befindet, zwar eine wesentliche bauliche Erweiterung, den Anforderungen an ein modernes Schulsystem konnte man damit jedoch auf Dauer wiederum nicht gerecht werden.

Heute im Jahr 2023 verfügt Hagen a.T.W. über ein Oberschulzentrum mit gymnasialem Zweig, zwei Grundschulen und 6 Kindertagesstätten.

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Schulstraße 7, 49170 Hagen am Teutoburger Wald
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Zuletzt geändert am 28.04.2025

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