Am Linnenkamp in Westerwiede entdeckt man diesen interessanten Bildstock am alten Hof Otte, später Wilkenshoff. Das Häuschen fällt zunächst durch seine außergewöhnlichen Inschriften und Symbole auf. Die Schauseite des aus roten Backsteinen errichteten Baues ist nämlich glatt verputzt und zeigt im Giebel das Zeichen IHS mit einem Herzen darüber und drei Nägeln darunter sowie oberhalb der Bildnische die Inschrift:"Wenn mir Jemand nachfolgen will so nehme er sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Math. XVI." Neben der Nische links unter einer entsprechenden symbolischen Darstellung steht: "Herz Jesu erbarme dich unser", während auf der rechten Seite ähnliche Worte zu finden sind: "Herz Mariä bitte für uns". Unter der Nische schließlich liest man:
"Ewiger Vater ich opfere
Dir auf das kostbarste Blut
Jesu Christi zur Sühne für mei-
ne Sünden und für die Anlie-
gen der hl. Kirche Ablasz von
100 Tagen: Mein Jesus
Barmherzigkeit 100 Tage A."
Die Inschriften verraten noch nichts über das Motiv des Bildstocks, das sich in der Nische entdecken lässt. Es ist eine Kreuzwegstation in gelbgrauem Sandstein, die als Relief die Szene darstellt, wie Simon von Cyrene dem Herrn das Kreuz tragen hilft. Drei Personen sind zu sehen. Die Arbeit ist deutlich als Werk des vorletzten Jahrhunderts zu erkennen. Eine genauere Betrachtung des Bildstocks bringt weitere interessante Einzelheiten zutage. So stellt man auf der Rückseite fest, dass auch hier eine Nische gleicher Größe bestanden haben muss, die später zugemauert wurde. Das lässt an ein Doppelbild denken. Unter dieser vermauerten Nische auf der Rückseite findet sich ein Sandstein mit Inschrift: "Franz Otte gbr. Heimsath m. Catharina Otte gbr. Möllenbeck 1870." Man kann davon ausgehen, hier einen Hinweis auf die Errichtung zu erkennen und zugleich auf den Anlass, insofern die beiden genannten Eheleute nicht aus der Familie Otte stammten und doch die Hofstelle übernehmen konnten.
Dieser Umstand erklärt auch einen merkwürdigen Punkt mündlicher Überlieferung, nach der an diesem Hof noch bis ins letzte Jahrhundert zwei solcher Bildstöcke gestanden haben - die vermauerte Nische auf der Rückseite des noch vorhandenen Häuschens gibt eine gewisse Bestätigung hierfür. Außer einem zweiten Relief, das möglicherweise durch Teilung eines Doppelbildes gewonnen wurde, sollen in den Nischen zusätzlich je eine Marienstatue und eine des Herzens Jesu aufgestellt gewesen sein. Sie sind heute nicht mehr vorhanden, doch dürften die erwähnten Inschriften neben der Nische an sie erinnern. Ebenso wurde berichtet, dass vor diesen Bildstöcken regelmäßig Kerzen aufgestellt wurden.